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bevh-Branchenbarometer Q2/2023

Das zweite Quartal konnte die Hoffnungen auf eine Erholung der Konsumstimmung trotz der durchaus hohen Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst nicht bestätigen. Der Umsatz im B2C-Onlinehandel gegenüber den bereits vom Ukraine-Krieg geprägten schwachen Vorjahreswerten ist noch einmal um 12 Prozent zurückgefallen, wie unsere kontinuierliche repräsentative Konsumentenbefragung ergeben hat.

Das bevh-Branchenbarometer zeigt hier ein vergleichbar trübes Bild. Nachdem im ersten Quartal etwa jeder zweite Befragte die eigenen Planwerte verfehlt hat, sind es im zweiten Quartal bereits zwei von drei Händlern, die weniger Umsatz erzielt haben als budgetiert.

 

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In der Stichprobe mit 77 Teilnehmern liegt gleichwohl im zweiten Quartal „nur“ jeder Zweite unter dem Umsatz des Vorjahresquartals, 44 Prozent darüber. Aufgelaufen seit Januar verschlechtert sich die Bilanz etwas: 55 Prozent haben Umsatz abgegeben, 39 Prozent zugelegt, 6 Prozent stagnieren.

 

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Etwas komplexer ist die folgende Grafik. Sie zeigt, wie sich der Umsatz jeweils in den Gruppen derjenigen prozentual entwickelt, die zugelegt oder verloren haben. Hier haben wir aufgrund der hohen Spannbreite erneut neben dem Mittelwert auch den Median (Häufigkeitsverteilung) abgetragen.

Diejenigen, die im ersten Halbjahr noch wachsen konnten haben in der Mehrheit knapp 10 % zugelegt. Etwas deutlicher fallen mit -12,5 Prozent im Median die Rückgänge bei denen aus, die das Vorjahresresultat nich halten konnten. Isoliert im zweiten Quartal liegen beide Seiten mit 10 Prozent im Minus bzw. Plus gleich auf.

Auffällig an der unteren Grafik ist, dass im ersten Quartal die Extremwerte in beiden Lagern höher ausfielen, was zu signifikant zweistelligen Mittelwerten bei den Abweichungen gegenüber Plan und Vorjahr geführt hat.

 

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Trifft es alle Händler gleichermaßen? Für Segmente ist die Stichprobe zu klein. Dennoch haben wir indikatorisch B2B, Hybrid-Versender und B2C unterschieden sowie die Teilnehmer in Größenklassen geteilt. Hier zeigt sich – wie schon im ersten Quartal – dass weiterhin in den Umsätzen die B2B-Mitglieder im Mittel zulegen konnten, die B2C-Anbieter hingegen kein Wachstum realisieren konnten. Die Zahlen in der folgenden Grafik geben jeweils die prozentuale Umsatzentwicklung an.

 

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Insbesondere zeigt sich auch, dass kleinere Unternehmen schwerer getroffen wurden. Dies kann an den begrenzten Werbebudgets liegen, da im zweiten Quartal deutlich weniger Händler angegeben haben, mit besonders starken Angeboten Kunden zum Kauf bewegen zu können. Angegeben ist in der folgenden Grafik wiederum die Entwicklung der Umsätze in Prozent.

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Woran liegt die negative Entwicklung maßgeblich? Es ist eine Kombination aus sinkenden Bestellungen, sinkenden Bestellsummen und leicht sinkenden Bestellpositionen. Bei einigen dieser wichtigen Kennzahlen zeigt sich etwas Entspannung, bei anderen hingegen eher eine Verschärfung im zweiten Quartal.

Die Anzahl der Bestellungen ist weiterhin bei mehr als jedem zweiten Teilnehmer der Befragung rückläufig, allerdings geben im zweiten Quartal nur noch ca. 22 Prozent an, stark gesunkene Bestellzahlen zu verzeichnen, rund 31 Prozent melden leicht gesunkene Bestellzahlen. Im ersten Quartal lagen diese Werte genau umgekehrt. Auch ist die Zahl derjenigen insgesamt gestiegen, die leichte oder deutliche Steigerungen der Bestellzahlen verzeichnen. Wohlgemerkt im zweiten Quartal auf einem schwachen Vorjahreswert.

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Weiterhin liegt die Zahl der Artikel im Warenkorb in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Allerdings steigt die Zahl derjenigen um insgesamt fünf Prozentpunkte, bei denen diese Zahl zurückgeht – und diese Tendenz geht fast ausschließlich auf das Konto derjenigen, die starke Rückgänge haben.

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Spürbar schlechter ist der Umsatz pro Bestellung geworden. Um fast fünf Prozent ist die Zahl derjenigen zurückgegangen, die noch von Steigerungen berichten. Entsprechend zugenommen hat die Zahl derjenigen, bei denen der schwache Umsatz stagniert. Und bei denjenigen Umfrage-Teilnehmern, die Rückgänge verzeichnen, steigt der Anteil derjenigen, die starken Umsatzverlust sehen, um fünf Prozentpunkte.

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Den schwachen Indikatoren zum Trotz ist die Stimmung der teilnehmenden Händler nicht deutlich schlechter als im ersten Quartal 2023. So erwartet immer noch ein Drittel der Händler, dass sich die Nachfrage im Jahresverlauf erholt; parallel ist die Zahl derjenigen, die befürchten, die Umsätze des Jahres 2022 im laufenden Geschäftsjahr nicht zu erreichen, sogar von 46,55 Prozent auf 35,06 Prozent zurückgegangen. Auch sagen nur noch knapp 21 Prozent der Teilnehmer, dass sie Personalmaßnahmen erwägen müssen – Ende März war es gut jeder vierte Befragte.

Allerdings glaubt auch nur jeder Fünfte, dass die Krise bis zum Jahresende überwunden wird, fünf Prozentpunkte weniger als im ersten Quartal. Resignation ist nicht nur bei den Kunden, auch bei den Händlern spürbar. Der Aussage „Das Verhalten der Parteien und der Regierung belastet die Konsumstimmung stärker als die tatsächliche wirtschaftliche Lage“ schließen sich Anfang Juli fast 42 Prozent an, nach knapp 38 Prozent Ende März. Nur noch 3,9 Prozent erachten die Maßnahmen der Regierung als genügend an, um Konsumenten finanziell abzusichern (Q1: 8,6 Prozent). Und sogar um fast 10 Prozentpunkte auf 44,16 Prozent ist die Zustimmung zur Aussage gestiegen, „die deutsche und europäische Gesetzgebung hängt uns im globalen digitalen Wettbewerb ab.“